Technik 28

von Lorenz  Bauer


Eigenbau eines TV - Kamerawagens in Spur H0.


Ich wollte ursprünglich meinen Schattenbahnhof mit einer TV - Kamera einsehen, um den Betrieb dort verfolgen zu können.

Nachdem eine erste Überwachungskamera zu groß und durch die Einspeisung mit 220 V Wechselstrom mit zu vielen Kabeln ausgestattet war und dann noch zusätzlich einen eigenen Minifernseh - Monitor benötigte, habe ich diese Idee der Schattenbahnhofseinsicht verworfen.

Wie bei allen privaten Modellbahnanlagen, wird jeder freie Platz für die Bahnanlage verwendet. Technischer Platzbedarf hat hintenan zu stehen.

Sollte die ursprüngliche Idee der Schattenbahnhofseinsicht verwirklicht werden, musste also eine andere Lösung her. So habe ich mir eine Art Mini - Webcam mit Funkübertragung gekauft. Deren Bilder konnte ich auf den PC - Monitor meiner Modellbahnsteuerung aufrufen und mir ansehen.

Die gedachte stationäre Position der Webcam reichte aber nicht aus, den gesamten Schattenbahnhofsbereich erfassen zu können. Es hätten also mehrere Webcams installiert werden müssen. Die Folge wäre, dass ich aber nur stationäre Bilder von den einzelnen Webcams hätte abrufen können.

Stationäre Bilder erschienen mir aber mit der Zeit zu langweilig und so wurde der Wunsch nach einer fließenden Bildfolge, wie in einem Film, immer mehr Realität. Versuche mit der bewegten Webcam auf der Anlage, zeigten annehmbare Qualitätsergebnisse. Mit vorhandener Software war es somit möglich, einen Film meiner Anlage anzufertigen, sofern man die Webcam über die Anlage fahren konnte.

Die Endlösung musste also ein Kamerawagen sein. Erhältliche Kamerawagen sind sehr teuer. Wenn man aber schon eine Webcam mit zugehöriger Software hat, die auch noch Geräusche übertragen kann, dann muss das mit der verwirklicht werden.

Vor einem Jahr habe ich damit begonnen, mir einen Kamerawagen mit der Webcam zu bauen.

Ein nichtmaßstäblicher IC - Wagen von Roco wurde dafür komplett zerlegt.

Foto: L. Bauer

Die Hälfte der Sitze wurden entfernt. An einem Wagenende wurde ein größeres Loch für die Kameraoptik gebohrt und der Verstärkungssteg des Wagenkastens reduziert. Weil das Kameraobjektiv eine extreme Weitwinkelerfassung hat, musste die Webcam nahe zur Tür platziert werden.

Foto: L. Bauer

Die Kamera hat einen 9 V DC - Anschluss. Tests mit einer im Wagen platzierten 9 V Batterie ergaben nur eine Betriebszeit von 10 min. Es musste somit eine elektrische Versorgung von den Schienen erfolgen. Da meine 2-Leiterschienen - Anlage im digitalen DCC - Datenformat gesteuert wird, ist eine permanente Trägerspannung vorhanden, die auch für die Kameraversorgung genutzt werden konnte.

Für die Spannungsübertragung von den Schienen wurden an beiden Fahrgestellen Stromabnhemer von der Firma LUX installiert. Durch die 4 Achsen mit ihren 8 Rädern, wurden somit 8 Stromabnehmerkontakte erreicht, die eine nahezu 100%tige Kontaktsicherheit gewähren konnten.

 

Foto: L. Bauer 

Einbau der Kontaktfedern zu den Radinnenflächen.

 

Foto: L. Bauer

Das Foto der Wagenunterseite zeigt die fertige Stromabnahme an einem Fahrgestell und den Minischiebeschalter in der Wagenmitte, der als Hauptschalter dient.

 

Foto: L. Bauer

Alles ist untergebracht. Alle elektrischen Leitungen sind mit Ministecker versehen, um im Notfall, oder bei eventueller Reparatur, alles schnell trennen zu können.

Foto: L. Bauer

Auf diesem Foto sind die sehr hellen LED's zu erkennen, mit denen das Aufnahmefeld der Kamera ausgeleuchtet wird.

Foto: L. Bauer

Die elektrische Schaltung ist einfach. Eine Gleichrichterbrücke behebt das Problem der Polaritätsänderung in den Kehrschleifen. Der 10 Ohm Widerstand mit dem Kondensator begrenzt den Einschaltstrom, während der 100 Ohm Widerstand die einspeisende Spannung auf die kameraverträgliche Spannung von 11 V herabsetzt. Die 3 Goldcaps sorgen für eine absolut flackerfreie Bildübertragung. Im Schaltplan nicht enthalten sind die beiden superhellen LED's.

Zeichnung: L. Bauer

Der fertige Kamerawagen mit provisorischer Leitungseinspeisung.

 

Foto: L. Bauer

So sieht das von der Webcam zum PC - Monitor der Modellbahnsteuerung übertragene Fernsehbild aus. Den "Fernsehfilm" kann man speichern, oder vom stehenden Monitorbild Screenshots anfertigen. Der Kamerawagen wird in der Regel von einer Lok geschoben.

Es ist schon ein toilles Erlebnis, aus der "Lokführersicht" eine Zugfahrt über die Anlage zu machen, oder im Nachhinein eine aufgezeichnete Zugfahrt nochmals zu betrachten.

Foto: L. Bauer 

Das folgende Foto zeigt ein Screenshot von einer Zugbegegnung mit dem Kamerawagen.

Durch die Lokführerperspektive merkt man, dass man seine Züge viel zu schnell über die Anlage fährt und die Gleisradien jedes Mal den Eindruck vermitteln, der Zug könnte gleich aus der Kurve kippen. Auch erkennt man gut, wo die Anlagengestaltung entlang des Gleisstranges nicht optimal ist und verbessert werden muss.

 

Screenshot: L. Bauer

Diesen Eigenbau kann ich allen Modellbahnern empfehlen. Eine derartige visuelle Lokfahrt ist ein tolles Modellbahnerlebnis.

Sofern Modellbahner, aufgrund von Erfahrungen, hierzu Verbesserungsmöglichkeiten sehen, bitte ich, dieses über das Gästebuch anzumerken.

Wenn sie mir die Möglikeit bieten, werde ich dann zu Ihnen Kontakt aufnehmen.