Technik 30

 

Motor an der Märklin - Drehscheibe defekt, welche Reparaturmöglichkeit gibt es?

 

Die Drehscheibe 7286 von Märklin und Fleischmann konstruiert und vertrieben, ist im Handel kaum noch zu erhalten.

Märklin weist in seiner Betriebsanleitung darauf hin, dass bei einer Volldrehung der Bühne eine Steuerungspause eingelegt werden muss, um den Motor nicht zu überhitzen. Hat man dies nicht beachtet, kann der 3polige Gleichstrommotor Schaden nehmen. Eine Motorreparatur ist kaum möglich.

Digital gesteuert, hat die Drehscheibe auf meiner Anlage schon immer Probleme bereitet. Der digitale Decoder 7686/7687 war schon mehrfach bei Märklin zur Reparatur. Erst eine Schaltungsänderung an diesem Decoder, brachte einen akzeptablen Betrieb der Drehscheibe. Nach 2 Jahren Betrieb war dann nur noch ein Klacken der Schalterspule zu hören. Messungen ergaben eine Unterbrechung in einer Ankerspule des Motors.

Ein Original-Ersatzmotor, Artikelnummer 491280, bekommt man von Märklin für 199,95 Euro. Moba-Digital ( www.moba-digital.de/shop ) bietet den Motor für 119 Euro an.

Für beide Drehscheiben-Fabrikate bietet sb-modellbau einen Faulhabermotor von Maxon an, der so verändert wurde, dass er bei geringen Arbeiten am Antriebsblock der Drehscheibe, den Platz des Ursprungsmotors einnehmen kann.

Das Foto zeigt den Motor mit den Antriebsblöcken der beiden Drehscheibenfabrikate.

 

Die Umbauanleitung zeigt sehr gut für beide Drehscheiben, die Vorgehensweise der Umbauarbeiten am Antriebsblock. Es sind dies :

  • 1. Steg an der oberen Deckplatte des Antriebsblockes entfernen.
  • 2. In der Grundplatte des Antriebsblockes mit einem Dremel den Raum vor der Schalterspule für den neuen Motor vergrößern.
  • 3. Die Drosseln des Ursprungsmotors entfernen.
  • 4. Die untere Kontaktbahn, die mit Federdruck die elektrische Verbindung zum ursprünglichen Motor hergestellt hat, entfernen.
  • 5. Den Störschutzkondensator am Kontakt entfernen.
  • 6. Alle elektrischen Verbindungen, wie in der Anleitung angeführt, zu den Kontaktfingern des Kaiserstuhls anlöten.

Das folgende Foto zeigt oben den zu entfernenden Steg.

Das nächste Foto zeigt den eingesetzten, neuen Motor im Antriebsblock der Drehscheibe.

 

Wurde die Drehscheibe bisher digital mit dem Decoder 7686 von Märklin gesteuert, muss für den Faulhabermotor ein anderer Decoder eingesetzt werden. Der bisherige Märklin-Decoder kann diesen Faulhabermotor nicht steuern !!!

LDT bietet für diesen neuen Motor einen Decoder an, der sowohl im DCC-, als auch im MM-Datenformat verwendet werden kann. Erhältlich ist der TT-DEC - Decoder ( TurnTable-Decoder ) von LDT, als Bausatz oder als Fertigmodul.

Das Foto zeigt den fertig montierten Decoderbausatz von LDT.

  

Eine Besonderheit gilt es zu beachten bei der Verwendung dieses Decoders. Es ist die elektrische Verbindung zwischen dem Decoder und der Drehscheibe. Zur Spannungsbegrenzung der einspeisenden Motorspannung, ist im Flachbandkabel zur Drehscheibe die grüne Leitung aufzutrennen. Zwischen beiden nun entstandenen Enden sind die mitgelieferten 9,1V Zenerdioden antiparallel ( Kathode gegen Kathode ) anzulöten.

Die Zeichnung von LDT zeigt dies.

 

Da dieser Decoder auch für Fleischmann-Drehscheiben verwendet werden kann, ist am Decoder mit einer Steckbrücke zwischen den Buchsen 1 und 2, die Betriebsart für eine Märklin-Drehscheibe festzulegen.

Gegenüber dem Märklin-Decoder besitzt der LDT-Decoder eine weitere Besonderheit. MIt 2 Potentiometer kann sowohl die Taktzeit als auch die Geschwindigkeit der Bühne eingestellt werden. Die Betriebsanleitung von LDT zeigt sehr gut diese Einstellmöglichkeiten.

Wie beim Märklin-Decoder sind im MM Datenformat auch für den LDT-Decoder, die Adressen 209 - 224 für den Adressbereich 14 und die Adressen 225 - 240 für den Adressbereich 15 festgelegt.

Mit der Modellbahnsoftware, z.B. WinDigital kann man den LDT-Decoder programmieren. Allerdings muss das Kurzprogramm, nicht wie im Tipp 20 beschrieben, geändert werden.

Nachdem ich die Drehgeschwindigkeit am LDT-Decoder nicht ändern konnte, wurde der Decoder zur Überprüfung an LDT geschickt. Für die Überprüfung und dem Ersatz des defekten Geschwindigkeitspoti musste ich 10 Euro trotz Garantieleistung zahlen.

Die Programmierung des LDT -Decoders ist mit der WinDigital-Modellbahnsoftware nicht einfach ! Lange habe ich verschiedene Möglickeiten probiert, bis es mir gelang, das Zufahrtsgleis zur Drehscheibe als Referenzgleis zu speichern.  

Auch hat der Decoder verschiedene Befehle ausgeführt, wenn sie mit dem Softwarestellpult oder vom geschriebenen Programm erfolgten.

Weil ich kein Keyboard 6040 von Märklin habe - die Anlage wird vom PC gesteuert - blieb nur die Decoderprogrammierung per Anlagensoftware übrig. Nach der erfolgreichen Abspeicherung des Referenzgleises, hat dann folgendes Kurzprogramm zur erfolgreichen Decoderprogrammierung mit WinDigital X geführt : 

  • begin 
  • SetSolenoidState(225,0) [ Inputtaste grün betätigt ]
  • wait(1000) [ warte 1 sec. um sicher zu sein, dass der  Decoder verstanden hat ]
  • SetSolenoidState(227,1) [ Steptaste rot betätigt, weil Rechtsdrehung gewünscht wurde ]
  • wait( 40000) [ warte 40 sec., weil abhängig von der Drehzeit ohne Clear-Abspeicherung ]
  • SetSolenoidState(226,1) [ Cleartaste rot betätigt. Anschlussgleis wird abgespeichert ]
  • end

Mit diesem Programm wurde dann jeweils ein Drehtakt ausgeführt und vor dem Befehlssatz SetSolenoidState(226,1) abgebrochen,weil der Decoder auch Blindgleissegmente als mögliche Abstellgleise erkennt. Wurde ein tatsächliches Abstellgleis erreicht, lief das Kurzprogramm vollständig ab und wurde als solches gespeichert.

Den nachfolgenden Kurzbericht habe ich einen Modellbahnfreund gesendet, weil er sich über die Adressendifferenz zwischen Märklin- und LDT-Decoder gewundert hat.

Wichtig beim LDT-Decoder ist Wechselspannungseinspeisung zwischen 16 - 18 Volt. Weil ich keine weichen Spielzeugtrafos an meiner Anlage habe, musste ich eine entsprechende Anzapfung an einem Hilfstrafo für den Decoder vornehmen Die zuerst verwendete Lichtspannung von 15 Volt führte zu Funktionsproblemen.

Die 3 LED's des LDT-Decoders werden leider von dem verwendeten Flachbandkabel verdeckt. Ihre Anzeige differiert auch zu den angeschlossenen Leuchtmeldungen des Märklin-Decoders 7686.

  • Blinkt die rote LED, signalisiert sie eine Störung. Quittieren kann man sie, wenn man die Wechselspannungeinspeisung kurz abschaltet. Mein LDT-Decoder bekommt hierfür einen zusätzlichen Schalter. Im permanenten Licht signalisiert diese LED Betriebsbereitschaft.
  • Erlischt die rote LED, ist die digitale Gleisspannung abgeschaltet worden, oder hat durch eine Störung abgeschaltet.
  • Ist die rote LED permanent an und die grüne LED blinkt, wird angezeigt, dass die Drehscheibe positioniert wird, oder versucht wird, diese zu positionieren.
  • Die gelbe LED blinkt nur zu Beginn der Decoderprogrammierung. Sie ist permanent mit der roten LED an und die grüne LED aus, wenn die Drehbühne zum einem Abstellgleis gedreht hat ohne zu ihrem Referenzgleis zurückgekehrt zu sein,
  • Sind alle 3 LED's an, wird signalisiert, dass die Programmierung erfolgreich beendet ist, oder die Drehbühne ihre Position zum Referenzgleis erreicht hat, nach dem sie von einem Abstellgleis zurückkehrt.

Der LDT-Decoder bietet eine weitere Besonderheit. Wenn man den Programmiertaster am Decoder 4 sec. betätigt, führt die Drehscheibe mit dem Decoder einen Testlauf durch. Meine Drehscheibe führt dann zwar nicht, wie in der Betriebanleitung angeführt, zuerst eine 360° Bewegung durch, sondern drehte entgegen der Drechrichtungsvorwahl nach links zweimal in Steppschritten eine volle 360° Bewegung durch. Danach stand sie wieder in ihrer ursprünglichen Position. Diesen Test finde ich gut. Er zeigt mir die betriebssichere Funktion der Drehscheibe.

Die Drehscheibe mit den neuen Motor von sb-modellbau und dem Decoder, sieht man von der noch nicht geklärten Adressenansteuerung 240,0 einmal ab, zeigt einen tadellosen und funktionsicheren Lauf. Beeindruckend ist der ruhige und gleichmäßige Lauf der Drehbühne in beide Drehrichtungen. Nach fertiger Programmierung habe ich die Drehbühne mit allen Ansteuermöglichkeiten regelrecht "gescheucht."

Besorgniserregende Temperaturanstiege habe ich weder am Motor noch am Decoder feststellen können.

Alle Programmierversuche haben nicht zum Erfolg geführt. Der Decoder von LDT kennt die möglichen Drehscheibenadressen 239,0, 240,1 und 240,0 nicht und steuert von der zuletzt angefahrenen Adresse 239,1, drekt zum Referenzgleis 229,1.

Herr Littfinski konnte mir in einem mit ihm geführten Telefonat auch nicht weiterhelfen.

Weil ich aber das zweite Gleis zum Kohlenbunker - links vom ursprünglichen Referenzgleis 229,1 mit der roten BR 360 - in verschiedene Programme habe, musste es unbedingt zufahrtsberechtigt ermöglicht werden.

Es blieb nichts anderes übrig, als die Referenzadresse 229,1 nach links zum 1. Gleis der Bunkerzufahrt zu verlegen und zu speichern. Auf dem Foto ist die Drehbühne zu diesem Gleis positioniert. Somit befinden sich die nichterreichbaren Adressen 239,0 bis 240,0 rechts vom Blue Tiger in dem Bereich, in dem sich keine Anschlussgleise der Drehscheibe befinden.

In einer 180° Bewegung nach rechts, dreht die Bühne somit ohne Stopp von der letzmöglichen Adresse 228,1 des Blue Tigers, zum Referenzgleis 229,1 des 1. Kohlenbunkergleises. Auf dem Foto ist die Drehbühne danach nochmals um 180° gedreht worden, weil ich den Steuerstand der Bühne so haben wollte, wie es das Foto zeigt.  

 

Mit dieser Festlegung konnten nun alle Abstellgleise angesteuert werden.  

Gegenüber den gespeicherten Adressen des Märklin-Decoders 7686 ergab sich beim LDT-Decoder nun folgende Adressenspeicherung :

  • 229,1, bei Märklin = 233,0
  • 230,1, bei Märklin = 234,1
  • 231,1, bei Märklin = 229,1
  • 232,0, bei Märklin = 229,0
  • 234,1, bei Märklin = 230,1
  • 235,1, bei Märklin = 230,0
  • 235,0, bei Märklin = 231,1
  • 236,1, bei Märklin = 231,0
  • 236,0, bei Märklin = 232,1
  • 237,1, bei Märklin = 232,0
  • 238,1, bei Märklin = 233,1

Die Adressenänderung hat nun zur Folge, dass in allen Bw-Programmen die Adressen geändert werden müssen.

Die Programmierung konnte ich mit den vereinfachten Sätzen der WinDigital-Software durchführen :

  • begin
  • SetSolenoidState (227,1)
  • wait(10000)
  • SetSolenoidState(225,0)[ Inputtaste grün, um das Abstellgleis zu speichern ] 
  • wait(1000)
  • end   

Für meine Drehscheibenprogramme habe ich den Decoderausgang "Position erreicht," rechts von den LED's, für die Gleisbelegungsmeldung genutzt. Auf einem kleinen separaten Gleisstück zeige ich mit dieser Meldung an, wann die Drehscheibe die gewünschte Drehposition erreicht hat. Diese Gleisbelegungsrückmeldung nutze ich dann für den Fahrbefehl der Lok, die Drehscheibe zu verlassen.

Sollte einmal die Lok auf der Drehscheibe eine Störung mit Abschaltung der Digitalspannung verursachen,dreht die Drehscheibe wegen ihrer Wechselspannungseinspeisung bis zur gewünschten Position weiter. Der Decoder meldet dann mit der blinkenden roten LED das die Einspeisung der Digitalspannung am Decoder gestört ist.

Quittieren kann man diese Störung, in dem man den Kanal "A" der digitalen Einspeisung kurz aus und wieder einschaltet. Die rote LED leuchtet dann permanent und meldet, dass der Decoder betriebsbereit ist.

Mit der Störung der Digitalspannung erlischt auch die Meldung "Position erreicht." Diese Meldung erhält man wieder, wenn man den Kanal "B" der Modellbahnsoftware auch kurz aus und wieder einschaltet. 

Sollte die Lok durch Entgleisung auf der Drehscheibe eine Störung der Drehbewegung verursachen, wird die Drehscheibe irgendwo stehen bleiben. Alle gespeicherten Positionen werden nicht mehr erreicht. Hier hilft man sich, nach dem die Spannungsstörungen beseitigt sind, in dem man in der gewünscht Drehrichtung der Drehscheibe, die Sperrklinke unterhalb der Drehscheibe entgegengesetzt der Entkupplung kurz betätigt.

Die Drehscheibe führt dann einen Schritt aus. Ist die gewünschte Postion noch nicht erreicht, betätigt man die Sperrklinke nach jedem Schritt so oft, bis diese gewollte und gespeicherte Endposition erreicht wird. Es können dann danach alle gespeicherten Postionen wieder angefahren werden.   

Preis der beiden Komponenten : sb-Motor = 76,70 Euro, LDT-Decoderbausatz = 69,90 Euro. Als Fertigmodul kostet der Decoder 90,50 Euro, jeweils zuzüglich Versand. Die erforderlichen Zenerdioden sind dem Decoder beigefügt.

Adressen der beiden Lieferanten :