Tipp 16
Störungsbehebung an einem digitalen Triebwagenzug BR 628/928 ( Artikel 3676 ) von Märklin.
Ein Modellbahnfreund eines Westricher ( Westpfalz ) Modellbahnklubs bat mich, die Störung an dem genannten Triebwagenzug zu beheben.
Triebwagenzug BR 628 / 928 :
Angeblich würde der Zug nur analog, also mit einem normalen Trafo fahren, aber nicht digital betrieben werden können.
Schon an der Artikel-Nr. 3676 kann man erkennen, dass dieser digitale Zug wohl älteren Datums sein musste, weil digitale Triebfahrzeuge heute alle eine 5-stellige Artikelnummer haben. Nachdem der Zug bei mir auch nicht analog gefahren werden konnte, wurde er geöffnet und die Stromversorgung des Zuges untersucht.
Baff erstaunt war ich, einen digitalen Decoder mit einem 8-poligen DIL-Schalter vorzufinden, der einen Allstrommotor ( !!! ) steuerte.
Wie mir auf telefonischer Anfrage bei der Märklin - Hotline erklärt wurde, hat man ab 1985, mit dem Beginn der Digitalisierung von Triebfahrzeugen, den Allstrommotor beibehalten und einen entwickelten Decoder ( C 80 ) diesem vorgeschaltet. Somit war klar, dass dieser Zug zu der ersten digitalen Generation von Märklin-Fahrzeugen gehört.
Der Allstrommotor besitzt statt eines permanenten Feldmagneten -Hochleistungs-antrieb - ein Feldjoch, das mit zwei gegenläufig gewickelten Spulen ( Feldspulen ), dass magentische Ständerfeld zum rotierenden Anker erzeugt. Je nach Fahrtrichtung ist immer nur eine Feldspule mit dem Anker in Reihe geschaltet und somit in Betrieb. Diesen Motor kann man sowohl mit Wechsel- als auch mit Gleichstrom betreiben.
Links in der Leiterplatte ist der Allstrommotor. In der Mitte ist der C 80-Decoder angeordnet.Der Triebwagen ist mit seinem Beiwagen über eine Flachbandleitung verbunden. Der Zug besitzt neben seiner fahrtrichtungsabhängigen Stirnbeleuchtung rot/weiß, auch eine Innenbeleuchtung, die auf der Leiterplatte angebracht ist ( Ausbuchtung am Wagenende ) :
Macroaufnahme des C 80-Decoders im Wagenboden :
Der Allstrommotor kann aufgrund des fehlenden Magnetfeldes zwischenden den Ansteuerimpulsen vom Decoder, keine Spannung erzeugen, die als Drehzahlistwert für eine Regelung ( Lastregelung ) verwendet werden könnte. Der Motor wird somit vom Decoder nur gesteuert betrieben und das bedeutet: Geschwindigkeitserhöhung bei Talfahrt und Geschwindigkeitsverminderung bei Bergfahrt. Der Decoder kann also in beiden Fällen nicht eingreifen und seine Motoransteuerung ändern.
An dem gleichen Zug von Roco, habe ich die elektronische Umschalteinrichtung für den Fahrtrichtungswechsel ausgebaut und einen C 90-Decoder eingesetzt. Da der Zug von Haus aus einen 5-poligen Gleichstrommotor besitzt, wurde somit aus einem normalen analogen Zug ein digitaler Zug mit Drehzahlregelung ( Lastregelung ).
Die Zeichnung zeigt das Prinzipschaltbild eines Allstrommotors :
Fehlersuche.
Die Messung mit "Null Volt" am Spannungseingang des Decoders, zeigte schnell die Störungsursache. Die nachfolgende wechselseitige Messung am Decoder und Schiene und zum Mittelpunktsleiter lokalisierte den Fehler auf der Strecke vom Decoder zum Schleifer.
Entgegen sonstigen Schleiferbefestigungen mittels einer Schraube, wird dieser Schleifer mit einer Kunststoffplatte am Fahrgestell aufgeklippt. Die leicht aufgebogenen Befestigungslaschen des Schleifers zur Kunststoffplatte, werden mt der Aufklippung zur Kontaktplatte im Fargestell leicht angepresst und stellen somit die elektrische Verbindung her.
Fahrgestell des Triebwagens mit seinem aufklippbaren Schleifer. Rechts und links des Schleifers sieht man in seiner Längsachse die vier Klippstege :
Genau an dieser elektrischen Verbindungstelle lag der Fehler. An der Pressstelle hatte sich eine Patina gebildet, die auch durch ungenügende Pressung, die elektrische Verbindung trennte. Nach entsprechender Reinigung beider Kontaktflächen und etas größerer Aufbiegung der Schleiferlaschen - Erhöhung der Anpressdruckes - war das Problem behoben. Der Zug konnte danach ohne Probleme im gesteuerten Betrieb gefahren werden.
Dieser C 80-Decoder ist nicht mehr erhältlich. Als Ersatz kann jetzt nur noch der Delta-Decoder 66032 verwendet werden. An diesem Decoder können bis zu 80 Lokadressen eingestellt werden.
Das der Zug angeblich im analogen Betrieb gefahren sein soll, kann ich mir nur damit erklären, dass zu diesem Zeitpunkt zufällig kein Kontaktproblem bestand.
Vielfach wird bei Störungen im Fahrbetrieb, der möglich Fehler viel zu hoch angesiedelt. In den seltensten Fällen liegt der Fehler in der elektronischen Ansteuerung, wie man hier wieder feststellen konnte.