Erstaunlicher ICE 3 von Piko.
In einem großen Modellbahngeschäft in Merchweiler, konnte ich mir den ICE 3 von Piko in 2-leiter Gleichstromausführung, genauer anschauen. Ich bin Märklin - Insider und besitze die ICE - Baureihen 401 und 402 von Märklin. Umso interessierter war ich, mir ein viel gepriesenes Konkurenzmodell genauer anzuschauen.
Mit der Antriebstechnik der beiden Märklin - Züge war ich schon immer nicht zufrieden, weil beide nur zwei angetrieben Achsen hatten. Speziell an etwas größeren Steigungen hatten beide Züge ihre Probleme, indem sie die Geschwindigkeit bei Vollaussteuerung des Decoders nicht einhalten konnten.
Das änderte sich erst, als ein Zug - BR 401 - mit einem zweiten Decoder und Hochleistungsmotor, im anderen Triebkopf nachträglich ausgerüstet wurde.
Der ICE 3 von Märklin hat nun wieder nur einen Hochleistungsmotor bekommen, der wie bisher, nur zwei Achsen eines Drehgestells antreibt.
Angesichts des Preises für den Piko - ICE 3, habe ich mir den Zug für den Digitalbetrieb auf 3-Leitergleise angeschafft.
Rein äußerlich unterscheidet sich der Zug von den Märklin - Zügen nicht. Er ist genauso fein gearbeitet und detailliert beschriftet, wie man es von Märklin gewohnt ist. Auch die Verpackung ist keine Billigausführung. Die beigefügten Unterlagen wie Montageanleitung mit Ersatzteilliste, Decoderbeschreibung und Parametrieranleitung des Decoders, sind ausreichend gut.
Kaum zu glauben, dass der Zug in China gefertigt sein soll.
Während Märklin auf seinen Verpackungen das Herstellerland mit Made in West Germany anführt, fehlt bei Piko diese Angabe !!!
Das Foto zeigt den Zug in seiner Verpackung auf meiner neuen H0 - Anlage.
Angesichts des Preises von 125,58 Euro ( LokShop ) für den 4-teiligen Zug, kann das aber anders nicht sein.
Angetrieben wird der Zug von einem, allerdings 3-poligen Gleichstrommotor mit beidseitigen Schwungmassen, der in seiner Mittelanordnung im Bistrowagen, zu beiden Seiten alle 4 Achsen der beiden Drehgestelle über Gelenkwellen antreibt.
In jedem Drehgestell sind 2 Antriebsräder mit Gummireifen versehen worden.
Die nachfolgende Zeichnung aus der Montageanleitung von Piko, zeigt den Antriebsaufbau des Bistrowagens.
Geregelt wird der Motor von einem Uhlenbrock - Multiprotokolldecoder 76790. Dieser Decoder hat wie viele moderne Lokdecoder, 23 parametrierbare Register ( CV's ). Es sind dies :
CV 1 = Lokadresse
CV 2 = Minimale Geschwindigkeit
CV 3 = Anfahrverzögerung
CV 4 = Bremsverzögerung
CV 5 = Maximale Geschwindigkeit
CV 6 = Mittlere Geschwindigkeit
CV 7 = Softwareversion ( kann upgedatet werden )
CV 8 = Herstellerkennung
CV 17 und CV 18 = Lange Lokadresse
CV 19 = Consist Adresse für Doppeltraktion
CV 29 = Konfiguration nach DCC - Norm
CV 49 = Lokdecoder Konfiguration
CV 50 = Dimmfunktion der Lichtausgänge
CV 51 = Einstellung der analogen Betriebsart
CV 53 = Wiederholrate der Motorregelung
CV 54 = Decoder Konfiguration
CV 59 = Reset auf Werkseinstellung
CV 60 = Kurzschlussüberwachung aus / ein
CV 65 = Offset - Register für die CV- Programmierung mit einer Motorola - CU
CV 66 = Page - Register für die CV - Programmierung mit einer Motorola - CU
CV 100 = Fehlerspeicher. 0 = kein Fehler ( Fehlerspeicher zurücksetzen )
Der Decoder beherrscht einen Motorstrom von 1 A. Die Funktionsausgänge sind für je 100 mA ausgelegt. Er ist wie auf dem nachfolgendem Foto zu erkennen ist, auf dem Ballastgewicht über dem Motor angeordnet.
Die universelle Werkseinstellung des Decoders muss für meine neue Anlage geändert werden. Die maximale Geschwindigkeit ist zu hoch, die Beschleunigungs- und Bremszeit zu kurz. Die Parameterwerte sind ähnlich leicht zu verändern wie bei den mfx - Decodern von ESU und Märklin.
Ob das mit dem 3-poligen Motor allein wegen seines Geräusches so gewollt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls macht der Antrieb ein Geräusch wie man es vom Anfahren der DB - ICE's kennt. Es klingt jedenfalls gut.
Der Decoder hat eine fahrtrichtungsabhängige Schleiferumschaltung. Verbunden sind die Schleifer zum Decoder über elektrische 5-polige Kupplungen, durch den ganzen Zug. Die elektrischen Kupplungsleitungen sind sehr sauber geführt verlegt. Die Wagen lassen sich leicht kuppeln.
5-poliger Kupplungstecker des geöffneten Bistrowagens.
Der Zug hat an beiden Enden umschaltbare LED - Stirnbeleuchtungen. Durch die Stirnbeleuchtung in weiß und rot mit 3 Leitungen, den Mittelleiterschleifer mit 1 Leitung und den 8 Abgrffen an allen Antriebsrädern der beiden Steuerwagen mit 1 Leitung, ist die 5-polige Elektrokupplung komplett belegt.
Das ist das einzige Manko bis jetzt, denn der Zug besitzt keine Innenbeleuchtung !!! Der Decoder hat auch keinen Ausgang für eine schaltbare Innenbeleuchtung !!!
Die einzige Möglichkeit, diese durch eine Nachrüstung mit LED- Leuchtbändern ansteuern zu können, müsste durch 2 Dioden in jedem Wagen möglich sein.
Angelötet werden müssten diese beiden Dioden an den Leitungen der weißen und roten Stirnbeleuchtung. Eine der beiden Leitungen führt immer Spannung, sofern die Stirnbeleuchtung des Zuges mit "function" eingeschaltet wurde.
Da der Decoder beidseitig abgehende Leitungen zu den Stirnbeleuchtungen hat, muss bei der Packungsdichte des Decoders, von 4 Funktionsausgängen auszugehen sein. Das bedeutet, dass eine nachträglich eingebaute Innenbeleuchtung den Decoder nicht überlastet.
Ein Fahrbericht kann noch nicht gegeben werden, weil die Gleise auf der neuen Anlage nach dem Schottern noch nicht gereinigt wurden.
Erste Fahrversuche haben erstaunlich kein Stottern des Zugantriebes gezeigt, wie ich es selbst von schweren Lokomotiven her kenne !!!
Sowie die Parameteränderungen am Decoder vorgenommen sind, wird der Fahrtestbericht eingesetzt.
Der komplett gekuppelte ICE 3 vor seiner ersten Testfahrt.
Die Testfahrten haben einige Mängel aufgezeigt. Beim Überfahren von Dreiweg- und Kurvenweichen entgleist der Zug, weil die geschobenen Wagen zu leicht sind. Bei dem Märklin-ICE sind die Wagenböden aus Metall und damit schwerer. Das Führungsfahrgestell des ersten Wagen wird somit besser geführt. Auf meiner etwas steilen Bergstrecke fuhr der Märklinzug problemlos, während der Pikozug am Übergang von der Ebene zum Anstieg mit dem 2ten Fahrgestell abhob. Ein ähnliches Bild zeigte sich beim Übergang vom Anstieg zur Ebene. Hier verlor das erste Fahrgestell den Kontakt zum Gleis. das zeigt, dass der Zug in seiner Längsachse kaum eine Neigung zulässt.
Fahrten mit dem Märklinzug VT11.5, der ähnliche Elektrokupplungen hat, zeigten an der Bergstrecke weder bei Tal- noch bei Bergfahrt irgendwelche Probleme.
Vor den nächsten Testfahrten mit dem ICE 3 von Piko, werden in den Wagen rechts und links des Antriebsmittelwagen, Gewichte eingebracht. ich hoffe damit bessere Ergebnisse zu erreichen.